© DAV Paderborn

Wild wirds in Wehrden

21.04.2025

Ausgearbeitet von Dietmar Sömer 

Strecke 21km, 470hm

6 Stunden

 

 

Die heutige Tour startet in Wehrden an der Weser. Am neugestalteten Ufer gibt es Parkplatz für die Autos. Dort sind auch Infotafeln zu den Wanderwegen und ein Ortsplan zu finden. Man kann den Karten entnehmen, dass es mit dem "Wildburgweg" (weißes Logo auf rotem Grund) eine gewisse Grundstruktur der Tour heute gibt, die man auch jederzeit nachwandern kann, und die etwas kürzer ist.

Und die kleine Personenfähre, die uns nachher auf die andere Seite, zum bereits niedersächsischen "Eulenkrug" zur Einkehr übersetzen wird, ist auch nicht weit.  Bahnfahrer erreichen den Ort übrigens mit den Zügen der Nordwestbahn der Linie RB 85, Paderborn - Göttingen.

Nach kurzer Einführung und einem Gruppenfoto geht es dann für die rund zwanzig Wandersleute los. Wir drehen eine Runde durch den Schloßpark von Schloß Wehrden. Das Schloß ist in Privatbesitz, kann deshalb in der Regel nicht besichtigt werden, aber Teile des Parks und der Innenhof sind zugänglich. Der alte Baumbestand ist sehenswert. Schloß Wehrden bietet aber auf Anfrage kleine Führungen für Interessierte an und am letzten Wochenende im Oktober den "Herbst - Cocktail". 

Informationen dazu sind auf einer Internetseite vorhanden. Wir verlassen den Bereich beim "Droste - Turm", benannt nach A. von Droste  - Hülshoff, jener Schriftstellerin / Verfasserin der "Judenbuche", die öfters hier zu Gast war und hier eine Tante gehabt haben soll. Hinter dem Schlossgelände bietet sich ein interessantes Bild: die "Wildburg" in Wanderrichtung, links von uns das eben genannte Schloß und hinter uns taucht jetzt Schloß Fürstenberg am Hang der Weser auf.

Wir bummeln über die noch am Ostermontag ruhigen Dorfstrassen, vorbei an der Kirche, in südwestl. Richtung, bis wir über eine Gartenzwiete kurz vor einen Stolleneingang gelangen.

"Dieser lange und schmale Tunnel, den sich Fußgänger mit einem kleinen Bach teilen, markiert den alten Verlauf der Hauptstraße durch das Dorf, bevor 1877 die Eisenbahn kam. In Wehrden entstand ein richtiger Bahnhof, der sogar zu einem kleinen Knotenpunkt zwischen den Strecken Aachen - Holzminden und Altenbeken - Nordhausen wurde. Um den weitläufigen Bahnhof zu Fuß passieren zu können, wurde dieser Tunnel gebaut. Es empfiehlt sich, das Licht einzuschalten! 💡" (Quelle: komoot 2022) Aufmerksame Wanderer entdecken im Stollenboden noch das Kopfflaster und finden auch die Bauart, die notwendig ist, um das Tunnelgewölbe an die zunehmende Steigung (bergwärts) anzupassen. Leider funktionierte die Beleuchtung an dem Tag vor Ort nicht, doch wir hatten ja ein paar Lampen dabei. 

Danach laufen wir Richtung B 83, welche wir unterqueren und steuern auf das Freizeitgelände des Ortes zu. Vor dem Gebäude biegen wir links in einen Feldweg ein, der uns zu einer weiteren Kuriosität bringt: bergseitig liegt der Themengarten von Helmut Benz, der sich in künstlerischer Art mit verschiedensten Themen auseinander gesetzt hat und hier visuell darstellt. Viele Wanderer machen Fotos, gehen durch den öffentlich zugänglichen Garten und auch in der Präsentation von Reinhard Kockmann waren später viele Fotos dazu zu finden. Benz thematisierte hier u.a. die Erdzeitalter als lange Reihe am Zaun, ganz am Ende tauchte dann mal Wehrden auf. Oder etwa der (mathematische) Satz des Pythagoras, flächenhaft dargestellt. Oder, oder,.....lediglich der Garten an sich müsste vielleicht mal wieder "aufgeräumt" (durchgepflegt) werden, fanden wir.

Hinter dem Garten beginnt, zunächst mit einem Wiesenweg, unser Anstieg zur Wildburg. Über mehrere Kehren und teils steilen längeren Bergwegen, wird schliesslich das im Muschelkalk gelegene Hochplateau bei rund 300 m. ü. NN erreicht. Ein Abzweig bringt uns nordwärts zu einem Felssporn mit dem Burggelände.

Nach Hanke (2018, S. 99) handelt es sich bei der Wildburg als "castrum wiltberch" um die älteste Corveyer Landesburg, die aber im 13. Jahrhundert zugunsten der Brunsburg schon aufgegeben wurde. 

Die Sagenwelt weiß hier noch mehr zu berichten: Wir hören von Riesen, die sich ihre Zeit damit vertreiben, Felsbrocken von der Brunsburg zur Wildburg und umgekehrt zu werfen. Und ab und zu ist einer heruntergefallen. Dadurch sind die Gewässer unten im Tal aufgeschlagen worden....Wild wollte es in Wehrden werden......!

Wir verbringen ein wenig Zeit mit einer Pause und der Erkundung des wallburgartigen Geländes, bevor es weitergeht, durch den Wald, über abwechslungsreiche Wege und auch Pfade, Richtung Waldrand oberhalb von Amelunxen, mit viel Aussicht ins Tal der Nethe. Oberhalb der Ortschaft halten wir uns am Waldrand und haben mit dem katholischen und dem lutherischen Osterberg sowie dem jüdischen Friedhof eine wahre wanderbare religiöse Vielfalt erreicht. Wer sich dafür interessiert, wird in der Dorfgeschichte von Amelunxen sicher fündig.         

In südwestlicher Richtung orientiert, gehts weiter bis zur Mittagspause an der geräumigen Osterberghütte. Sie bietet auch Plätze im Freien. Zeit auch, um zu schauen, ob sich in der freien Natur nicht auch noch manch botanische Kostbarkeit findet. So etwa im Naturschutzgebiet Wiekämpe unterhalb der Hütte, wo auf dem Kalkmagerrasen Orchideen gedeihen.

Nach der Pause dann, Aufbruch auf schmalen Waldpfad Richtung Wüsterloch.

Was ist das?

Zumeist sind diese "Löcher" in unserem Sprachgebrauch zumeist Senken im Gelände, Taleinschnitte, feuchte tiefe Lagen zwischen zwei oder mehr Bergen. So auch hier, aber der interessierte Wanderer mag vielleicht auch das "Bernsloch" (bei Kohlstädt) kennen. Wir steigen im Taleinschnitt des Wüsterlochs auf unmarkiertem Pfad auf, bis wir wieder auf Plateauhöhe kommen - diesmal ist es der Bierenberg, und wir gehen durch den Wald etwa eine Handvoll Kilometer bis nach Blankenau, das wir nach Unterqueren der B 83 erreichen. Man trifft gleich auf die sehenswerte Dorfstrasse mit ihren alten Fachwerkhäusern, einige hätten eine Modernisierung nötig, aber so entwickelt sich ein gewisser morbider Charme längst vergangener Jahre. An der Kirche vorbei - manch einer schaut auch mal herein,

denn die Kirche ist sehenswert. Nähere Informationen dazu findet man bei der örtlichen Heimatpflege. Direkt daneben beginnt der Kirchweg, eine der steilsten Dorfstrassen der Region, den wir heruntergehen - um auf der anderen Bergseite kurz wieder anzusteigen. Über naturnahe Waldpfade über die "Hegge" wird ein Gebiet erreicht, wo früher in vielen Steinbrüchen der Sandstein abgebaut wurde, der heute die Grundsubstanz vieler Gebäude bildet. Schmal schlängelt sich der Weg nun oberhalb der hier oft sichbaren Weser. Aussichten zwischen Fels und Wasser bei traumhaftem Wetter.....Bald taucht unter uns die Eisenbahnbrücke auf - hier überquert die Bahn die Weser auf dem Weg nach Lauenförde. Wir aber folgen dem Pfad weiter bis Wehrden, gelangen hinter den ersten Häusern wieder in die Nähe des Bahnhofs und folgen dann der Strasse bis zum Weserufer. Die Fähre steht bereit und bringt uns in Teilgruppen nacheinander ans andere Ufer, wo wir den Tag entspannt bei Kaffee und Kuchen revue passieren liessen.