Moselsteig 2013

Etappe I auf virtuellem Wandersteig: herrliche Landschaft, spannende Wege

Die Planungsvorgeschichte und das Gebiet:

Motiviert durch viele bisherigen Mitwanderer haben wir  im Oktober 2012 nach Rheinsteig und Pfälzer Weinsteig den für Frühjahr 2013 angekündigten Moselsteig von Perl am Dreiländereck D-F-L nach Koblenz mit 365 km durch die bekannt herrlichen Felsen-, Burgen- und Weinlandschaften als nächstes Ziel vorgeschlagen.

Er fand großen Zuspruch. Also: Termin vereinbart, „Hotel Zum Mühlengraben“ in Nittel unmittelbar an der Mosel und dem Bahnhof gebucht, Mitwanderer planten Urlaub und die Organisatoren warteten auf die Veröffentlichung der Wegführung.

Dann die Überraschungen: Verschiebung der Eröffnung auf Sommer 2013, dann auf Frühjahr 2014 – Jäger, Grundstückseigentümer, Stadt Koblenz „reden mit“ – die Spannung bleibt bis heute erhalten. Schließlich schickte uns die Moseltouristik Kartenkopien mit der geplanten Streckenführung an der Obermosel, zusätzlich topographische Karten mit vielen Wanderwegen – nur ohne Moselsteig, trotzdem Dank der Moseltouristik. Auszug aus dem Begleitschreiben: „… möglicherweise Wege nicht angelegt, nicht gemulcht oder gemäht …“, was sich gelegentlich bewahrheitete. Vorgewarnt, mit ein wenig Abenteuerlust, teils als interessante oder gar belustigende Abwechslung, nahm es die Wandergruppe gelassen auf. Wir übertrugen die Wegführung weitgehend – Problem: Privatwege und noch nicht angelegte Wege – in das Wanderprogramm Komoot zur Navigation, sicherheitshalber aber auch in die topografischen Karten.

Das Gebiet Obermosel, auch Elblinggebiet genannt, von Perl bis Trier, der ältesten Stadt Deutschlands, wurde bereits von Römern kulturell entwickelt und ist landschaftlich geprägt durch die Muschelkalkhänge – kein Schiefergebiet wie an der unteren Mosel – bis auf ca. 350 m NN. Hier wird auf deutscher Seite traditionell häufig die Rebsorte Elbling ausgebaut, angeblich die ursprüngliche von den Römern eingeführte Rebe; es entsteht ein spritzig fruchtiger Wein. Aber auch die Burgundertrauben, auf Luxemburger Seite vor allem die der Rebe Auxerrois, werden zu hervorragenden und sehr beliebten Weinen ausgearbeitet. Beim Blick nach Luxemburg erfreut ein scheinbar endloses grünes Band mit Weinhängen, oben meist verziert mit einem dunklen Streifen aus Bäumen zum Schutz gegen die einfallende Kälte.

Die gesamte Region, einschließlich Trier, erfuhr durch den Wegfall der Grenzkontrollen und das hohe Einkommensniveau in Luxemburg einen erheblichen Aufschwung.

Übersichtskarte Moselsteig 2013

1.Tag: Do. 3.10., Nittel – Palzem

22 DAV-Wanderer sind mit den PKWs angereist, checken ein, dann sehr zufrieden mit dem Hotel, stärken sie sich an einer Gulaschsuppe und genießen den Blick auf die Weinhänge. Dann steigen wir durch den Ort Nittel auf, vorbei an Gastronomie für Touristen und an einigen der Winzerhöfe. Von der Höhe eröffnet der Rundblick alle Facetten der Region:  nördlich bei Nittel eine in Weinhänge eingebettete Moselschleife und oberhalb die langgezogene Felswand aus Muschelkalk, östlich die bergige, teils bewaldete und mit Tälern durchzogene Landschaft. Wir wandern südlich, die Ausblicke genießend, an dem Örtchen Köllig vorbei, Richtung Rehlingen. Auf dem Höhenweg zwischen Mosel und Rehlinger Bach verkosten wir in einer Pause den typischen Elbling-Wein. Der Weg führt uns weiter auf der Höhe mit herrlichen Moselblicken durch Rehlingen zum Restaurant Moselblick – nomen est omen – zur Kaffeepause. Unser Eindruck: Die Gruppe „ruhte“ hoch zufrieden mit der Landschaft und den ersten Stunden. Dann steigen wir in das Bachtal ab, umgehen den Ort Wincheringen südlich und tauchen in den Wald Richtung Helfant mit dem „Helfanter Dom“, eine Kirche mit überdimensionierten Türmen, ein. Nach einem langgezogenen Auf-und-Ab durch Wiesen und Wald erreichen wir unser Ziel Palzem. Die Wartezeit auf den Zug für die Rückfahrt ermöglicht uns das Verkosten des hiesigen Weins. Im Hotel rundet das Abendessen a la carte aus bürgerlicher Küche in sehr guter Qualität den langen ersten Tag ab.

Das Moseltal bei Wormeldange (Luxemburg)

2.Tag: Fr. 4.10., Perl/Schengen – Nennig

Mit dem Zug fahren wir nach Perl und gehen über die Moselbrücke nach Schengen/Luxemburg, „der Welt bekanntestes Dorf“ mit 580 Einwohnern. Gegenüber liegt südlich Frankreich und nördlich Deutschland. Der bestellte Führer erklärt begeisternd die Entstehung und Inhalte der Schengener Verträge im errichteten Haus zur politischen Bildung, die künstlerischen Gestaltungen zur Erinnerung in Säulen und im Pflaster – absolut empfehlenswert. Es fehlt nur das Schiff, Ort der Unterzeichnung, das leider auf der Donau fährt. Zurück in Perl machen wir beim Aufstieg eine vorgezogene Mittagspause im Cafe Schampaul, durchwandern dann am Schloss vorbei den Barockgarten und verschwinden auf der Höhe über einen Pfad im Laubwald am Hammelberg. Von dort führt uns der Weg abwärts meist durch Wald unter der Autobahn durch in Richtung Wochern. Auf einer Wiese in der Sonne folgt die wohlverdiente Pause. Wir queren das Dörfchen, wandern an Tettingen-Butzdorf vorbei und schwenken dann talwärts durch den Wald vom Moselsteig ab nach Nennig. Dort besichtigten wir das mit 160 qm größte römische Mosaik nördlich der Alpen, einst Bestandteil einer Römervilla – auch das sehr empfehlenswert. Rückfahrt mit dem Zug, gemeinsames Abendessen im Hotel „Zum Mühlengraben“.

Am Denkmal für das Schengener Abkommen

3.Tag: Sa. 5.10., Exkursion Wein- und Wandergebiet Saar

Wir fahren mit den PKWs zum städtebaulichen Kleinod Saarburg, steigen ab von der Burg zur Saar und wandern im Rundgang durch die Stadt, vorbei an der 20 m hohen Kaskade des wasserreichen Leukbachs, der zwischen Häusern und Felsen  über  eine  Jahrhunderte alte Wasserführung aus Eichenholz die Mühlräder antrieb. Es ist ein Rauschen und Plätschern mitten in der Stadt. Auf der Fahrt nach Mettlach  vorbei an manchen Weinhängen zur Saarschleife begleitete uns der angekündigte Dauerregen. Beschluss: die interessante Besichtigung der traditionsreichen Fa. Villeroy & Boch wurde durch Cafebesuch sowie „Shoppen“ ausgedehnt und die geplante Umwanderung der Saarschleife in eine „Besichtigungswanderung“ gewandelt. Im Mettlacher Abteibräu hat sich die Gruppe nach einem vielseitigen Tag bei einem deftigen Abendessen wieder aufgewärmt. Anschließende Rückfahrt  auf schmalen bergigen Straßen durch Dunkelheit, Nebel und einsame Dörfchen.

 

4.Tag: So. 6.10., Nittel – Wasserliesch

Vom Hotel steigen wir nach kurzem Stopp zur Bewunderung des Erntedankfestschmucks in der Kirche nördlich auf zu den Nitteler Felsen, ein langgezogene Muschekalkwand mit seltener Flora und Fauna. Der Moselsteig führt uns zunächst unterhalb entlang durch Weingärten und dann am Ende oberhalb zurück. Interessante Einblicke in die Felswand und herrliche Ausblicke in die deutsch-luxemburgische Moselregion verleiten zum Verharren. Dann wandern wir auf welliger Höhe ca. 8 km durch Wald und Flur, nördlich Fellerich durch Weinhänge in das Albachtal, steigen durch den Wald wieder auf und genießen an der Löschemer Kapelle die herrliche Aussicht über das Moseltal bis in die Eifel. Ein steiler Abstieg nach Wasserliesch – und nach ca. 21 km „versorgungsfreier“ Strecke  steigern wir den Umsatz auf dem Feuerwehrfest erheblich. Rückfahrt mit dem Zug. Das Abendprogramm: Essen und Verkosten der vorzüglichen Weine im Weingut Apel. Weinbestellungen füllten die Leerkapazitäten in den PKWs.

An der Nitteler Felswand

5.Tag: Mo. 7.10., Konz – Pfalzel

Anfahrt mit der Bahn nach Konz. Wir wandern über die Moselbrücke, an Zewen vorbei, und steigen nördlich durch den Wald auf die Eifelhöhen des Trier Landes. Bei Herrental schwenkt der Weg östlich über die Höhe in Richtung Markusberg, zunächst über Fluren, dann durch lichten Laubwald. Im idyllischen Cafe Mohrenkopf am Ortsrand – extra für uns geöffnet – mit Fernblick über Trier hinweg stärkten wir uns köstlich in der Sonne sitzend. Von dort führt uns der Moselsteig hinab in das Busental. Bald steigen wir wieder steil auf zur 40 m hohen Mariensäule, die 1859 hoch oben auf dem Fels als Blickfang und eine Art „Freiheitsstatue“ von den katholischen Bürgern Triers erbaut wurde als stiller Protest gegen die Besetzung durch die evangelischen Preußen. Wir queren dann bald Pallien (B51 und die  Fachhochschule), wandern oberhalb der roten Sandsteinfelsen unter Bäumen mit herrlichen Ausblicken auf Trier, die Mosel und in die Saar-Hunsrück-Gegend und schwenken in Biewer nach Pfalzel (ca. 24 km). Rückfahrt mit dem Zug und Abendessen im renommierten Nitteler Hof.

Blick auf Trier

6.Tag: Di. 8.10., Trier und Rückfahrt

Nach dem Frühstück überrascht die Gruppe die Organisatoren mit  Präsenten und herrlich originellen Reden und Gesängen. Es hat richtig Spaß gemacht. Herzlichen Dank nochmals!
Wir reisen ab und können im historisch bedeutenden Trier eine ausgezeichnete Führung erleben. 2000 Jahre Trier und seine Baudenkmäler – z. B. Porta Nigra und Konstantinbasilika der  Römerzeit, Dom und Dreikönigenhaus des Mittelalters, Barock- und Jugendstilbauten aus der Neuzeit – werden im geschichtlichen Zusammenhang mit detaillierter Ortskenntnis erklärt. Nach einer Stärkung fahren wir heimwärts.

 

Maria und Klaus Neumann

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