Lechquellenrunde 2019

Übersichtskarte der Hüttentour

Samstag, 31.08.2019, Anreise

Die Anreise erfolgt per PKW (sieben Teilnehmer) und per Bahn (drei Teilnehmer). Wir übernachten im Gasthof „Spullersee“ in Wald am Arlberg.

Sonntag, 01.09.2019, 1. Etappe:
Bushaltestelle Landsteg – Biberacher Hütte (1846 m), (5,5 km, 824 Hm Aufstieg, 98 Hm Abstieg)

Um 8.00 Uhr des Morgens sind wir zum Frühstück verabredet. Der Kaffee ist lecker, es gibt frisches Obst und eine gute Auswahl an Brot, Brötchen, Müsli, Joghurt und Belag.
Wir können ganz gemütlich in den Tag starten.
Die Anreise zum Startpunkt der Tour (Schröcken Landsteg) erfolgt mit zweimaligem Umsteigen in Stuben und Lech mit dem Landbus. Dieser fährt um 9.36 Uhr direkt vor dem Gasthof Spullersee ab.
Das Wetter ist super. Die 5,5 km mit 824 Hm bergauf und 98 Hm bergab können wir gemütlich bei Sonne, Wolken, etwas Wind und guter Sicht mit einer längeren Mittagspause zur Nahrungsaufnahme zurücklegen. Dabei werden wir von zwei Rotflügligen Schnarrschrecken besucht. Wenn sie im Gras sitzen sind sie unauffällig dunkelgrau, wenn sie fliegen zeigen sie ihre roten Flügel und erzeugen ein laut knatterndes Geräusch. Keiner von uns kannte diese Tiere bisher. Wenig später können wir zwei Murmeltiere beobachten, die wiederum uns interessiert von ihren Felsblockthronen beäugen. Beide Tierarten werden uns über die Tour begleiten – die Murmeltiere sogar täglich! („Und täglich grüßt das Murmeltier.“)
Der Hüttenwirt der Biberacher Hütte ist freundlich, das Essen gut und das Lager ein 12-er-Lager mit einem 6er-Stockbett. Die ersten beiden unteren Betten sind bereits von zwei Hessen belegt, die die gleiche Tour laufen wollen und uns die Woche über sowohl auf der Strecke wie auch in den Hütten immer wieder begegnen, so dass sich unsere männlichen Teilnehmer ihrem Schicksal fügen und die oberen sechs Lagerplätze beziehen.
Es gibt sogar je eine Dusche für Männer und Frauen in der Hütte – mit kaltem Wasser… – Egal, die Dusche erfrischt angenehm.
Das Wetter zieht sich mehr und mehr zu und um 17.00 Uhr beginnt es zu regnen. Bald sieht man draußen nichts mehr außer Wolken.

Pause auf dem Anstieg zur Biberacher Hütte

Montag, 02.09.2019, 2. Etappe:
Biberacher Hütte – Göppinger Hütte (2.245 m), (10 km, 880 Hm Aufstieg, 480 Hm Abstieg)

Um 7.00 Uhr geht es zum Frühstück. Das Frühstück ist lecker und die Auswahl gut. Um 8.30 Uhr starten wir. Zum Glück hat der starke Regen aus der Nacht nachgelassen, so dass wir im Nebel bei nur leichtem Nieselregen starten. So bleibt es den ganzen Tag: mal mehr mal weniger nass von oben, mal mehr mal weniger Sicht. Aufgrund des Regens in der Nacht sind die Wiesen nass, die Wege rutschig und die sonst kleinen Bäche größere Bäche. Beim Überqueren derselben ist es manchmal erforderlich große Schritte zu machen – kleinere Menschen haben es dabei schwerer als größere. Alle kommen heile über den Bach.

Auf unserer Tour liegt die Obere Alpschellaalpe (1.680m). Die Sennerin winkt uns in ihre einfache, warme Stube herein, in der ihr Mann unsere Sachen zum Trocknen aufhängt und wir mit Kaffee, Kakao, Apfelschorle und Kuchen bewirtet werden. Ein echtes Highlight auf dieser Tour und die einzig mögliche Pause bei diesem Wetter auf dieser Etappe.

Etwas herausfordernde Stellen waren eine steile seilversicherte Passage direkt nach einem wunderschönen Wasserfall bergauf und eine Passage durch einen Kamin bergab. Beide waren gut zu bewältigen und sahen schlimmer aus als sie tatsächlich waren. Wunderschön war das Hochplateau „Gamsbodenwanne“ trotz des Wetters – oder vielleicht auch gerade deshalb – und beeindruckend die dicken Murmeltiere, die gar keine Angst vor uns Wanderern zu haben schienen.

Um 14.30 Uhr sind wir an der Göppinger Hütte. Obwohl noch einige Gruppen fehlen ist der Trockenraum schon sehr voll. So wird noch einiges von den nassen Sachen in der Hütte verteilt, in der Hoffnung, dass bis morgen alles trocken ist. Hier gibt es keine Dusche und das Trinkwasser muss gekauft werden, da die Hütte keine Quelle hat.

Die Toiletten sind Biotoiletten ohne Wasserspülung. Egal – Katzenwäsche reicht, Wasser hatten wir heute ja schon genug. Der Gastraum ist schön warm. Da hocken wir uns zusammen und beobachten wie die Hütte immer voller wird. Unser Lager ist unter dem Dach. Niemand braucht auf ein Stockbett zu klettern.

Überquerung eines Gebirgsbaches auf dem Weg zur Göppinger Hütte

Dienstag, 03.09.2019, 3. Etappe:
Göppinger Hütte – Freiburger Hütte (1.918 m), (10 km, 400 Hm Aufstieg, 700 Hm Abstieg)

Am nächsten Morgen werden wir mit einem herrlichen Sonnenaufgang und klarem Wetter begrüßt! Kalt ist es draußen. Das Wasser auf den Tischen und Bänken ist gefroren und das Gras mit Raureif bedeckt.
Pünktlich um 8.30 Uhr geht es auf die nächste Etappe. Heute teilen wir uns in zwei Gruppen. Reinhard Kockmann, Klaus, Josef und Martin gehen die „normale“ Variante (blauer Steig = schwere Tour) – Margret, Viktoria, Ulrike Trexler, Ralf, Reinhard Greiner und Ulrike Schröder-Menke wählen die „Panoramaroute“, die mit tollen Aussichten, einer Einkehrmöglichkeit im Älpele und einer wunderschönen Route entlang des Lechs lockt.

Panoramawegtour:

Sechs Leute starten Richtung Propellerdenkmal auf eine Traumroute, bei Traumwetter und genießen den Tag und alle Eindrücke als leicht zu gehende Genusswanderung in vollen Zügen. Die Speckbrote im Älpele sind eine Wucht, der Käse leider schon aus, weil die Alpe am Ende der Woche geschlossen wird und die Senner wieder an ihren Winterwohnort zurückkehren.

Margret ist enttäuscht, ist sie doch extra wegen des als lecker gepriesenen Käsebrots diesen Weg gegangen. Wir trösten sie damit, dass wir als nette Begleiter doch Grund genug sind diese Route gewählt zu haben.

Der Weg am Lech entlang ist recht stark belaufen, da zwischen dem Älpele und dem Formarinsee Wanderbusse fahren. Aufgrund unterschiedlicher Gehtempi teilen wir uns entlang des Lechs in zwei Gruppen auf. Ulrike T., Ralf und ich gehen etwas flotter und entscheiden uns am türkisblau schimmernden Formarinsee für die blaue Variante für Geübte links vom See, die durchaus einige herausfordernde Stellen bietet. Margret, Reinhard G. und Viktoria wandern im absoluten Genusstempo und wählen den etwas längeren Fahrweg rechts vom See.

Durch das Tal des Formarinflusses (Lech)

Tour über das Johannesjoch:

Vier Leute starten in Richtung Johannesjoch. Es geht gleich recht steil hoch, über felsige Pfade, teilweise am Hang entlang. Die Wege sind schmal und teilweise etwas rutschig. Aber alles ist gut zu bewältigen. Die Aussichten sind super, zumal die Sonne für gute Laune sorgt. Auf dem Johannesjoch wird eine ausgiebige Pause eingelegt. Der Blick ins Tal des Formarinbaches ist super. Unsere Parallelgruppe auf dem „Panoramaweg“ ist leider nicht zu sehen, aber wir haben Funkkontakt. Nachdem wir ein Felsenmeer passieren, steigen wir ab in eine Hochtal und machen an einem kleinen See eine willkommene Pause mit einem leichten Fussbad. Ein Anstieg liegt noch vor uns und als wir diesen bewältigt hatten, konnten wir den Formarinsee schon sehen. Wir passieren diesen auf dem Felsensteig (der etwas rutschig ist) und sind pünktlich zu Nachmittagskaffeezeit an der Freiburger Hütte und genießen den guten Kuchen und die Getränke auf der Sonneterrasse.

Pause auf dem Johannesjoch

Die Freiburger Hütte ist groß, das Lager geräumig und schön. Es gibt sogar eine warme Dusche und der Trockenraum ist topp! Handys können an einem zentralen Platz geladen werden. Die Auswahl beim Abendessen ist sehr gut und das Hüttenpersonal ist da sehr flexibel beim Angebot der Speisenzusammenstellung. Alle positiven Erfahrungen zusammengezählt kann man die Freiburger Hütte als die beste auf der Tour bezeichnen.

Mittwoch, 04.09.2019, 4. Etappe:
Freiburger Hütte – Ravensburger Hütte (1.948 m), (13 km, 700 Hm Aufstieg, 700 Hm Abstieg)

Das Frühstücksbuffet in der Freiburger Hütte ist eine Wucht! Bio-Essen in größter Auswahl! Frisches Birchermüsli, selbstgemachte Marmeladen und selbstgemachtes Nutella, Obst, Rührei und Kuchen – echt lecker!

Die Etappe und das Wetter waren ebenfalls topp. Da es trocken war, waren auch die steilen Passagen hoch zum Gehrengrat (2.439 m höchster Punkt der Tour) und der steile Abstieg in Serpentinen zum Spullersee gut zu bewältigen (blauer Steig = schwer).

An einem Bachlauf am Ende der Serpentinen nutzen viele die Möglichkeit Schuhe und Socken auszuziehen und die Füße im kalten Wasser zu kühlen.

Der letzte Anstieg vom Spullersee zur Hütte wird im sportlichen Tempo zurückgelegt und wir kommen verschwitzt und zufrieden an der Ravensburger Hütte an.

Auch in dieser Hütte gibt es eine warme Dusche. Die ganze Hütte ist auch sehr sauber und gepflegt, dafür ist das Lager extrem eng. Jedem steht nur eine Kopfkissenbreite als Schlafplatz zur Verfügung. Auch der Gang ist eng. Da wir in einem Durchgangslager sind, herrscht in der Nacht ein reger Verkehr auf diesem schmalen Gang. Für den nächsten Tag ist wieder nicht so gutes Wetter gemeldet. Ab spätestens 14.00 Uhr soll es stark regnen. Wir beschließen früher zu starten und peilen 7.30 Uhr als Startzeit an. Frühstück gibt es ab. 6.45 Uhr – eine knappe Kiste.

Pause im Felsenmeer

Donnerstag, 05.09.2019, 5. Etappe:
Ravenburger Hütte – Stuttgarter Hütte (2.310 m), (13,7 km, 1.143 Hm Aufstieg, 700 Hm Abstieg)

Um 7.45 Uhr starten wir bei leichtem Nieselregen. Der Weg hoch zum Stierlochjoch ist beschwerlicher zu gehen als es von unten betrachtet zu vermuten war. Es gibt größere Tritte, die durch die Nässe sehr rutschig sind. Über das Madlochjoch (2.437 m) geht es zum Zürser See.
Kurz bevor wir den See erreichen, beginnt es stärker zu regnen und sogar leicht zu hageln. An der Bergstation der Seilbahn stellen wir uns unter und nutzen eine der Sessellift-Kabinen als Hollywoodschaukel – sehr gemütlich!

Als der Regen nachlässt steigen wir nach Zürs ab – im Sommer ein toter Ort – und machen in der Talstation der Trittkopfbahn Rast. Hier kann man die sauberen Toiletten benutzen und sich am Automaten einen günstigen und trotzdem leckeren Kaffee ziehen.

Gut gestärkt nehmen wir die letzten 600 Hm, den Aufstieg zur Stuttgarter Hütte, in Angriff. Was so eine Regenfront im Nacken nicht alles so ausmacht: statt der angegebenen zwei Stunden Gehzeit legen einige von uns die Strecke in 1:35 Std. zurück! Auf dem Anstieg können wir Murmeltiere und Alpensalamander beobachten. Alle kommen noch einigermaßen trocken auf der Hütte an.

Wenig später beginnt es zu regnen, zum Abend geht der Regen in Schnee über und am nächsten Morgen ist alles weiß und dichter Nebel umhüllt die Hütte wie Watte.

Auch die Stuttgarter Hütte hat warme Duschen (eine für Frauen, zwei für Männer) und das luxuriöseste Lager der ganzen Tour! Jeder hat ein ganzes Bett für sich zur Verfügung und da wir ein 10er-Lager haben sind wir unter uns. Der Trockenraum funktioniert gut, obwohl in der Broschüre kein Trockenraum angegeben war – eine sehr positive Überraschung!

Auf dem Weg zur Stuttgarter Hütte

Freitag, 06.09.2019, 6. Etappe:
Stuttgarter Hütte – Bergstation der Rüfikopfbahn I (2362 m),
(ca. 5 km, 2,5 h Gehzeit, leichte Auf- und Abstiege)

Wir frühstücken in Ruhe. Das mit 14 € teuerste Frühstücksbuffet hat eine überschaubare Auswahl. Das sehr leckere frische Müsli mit Joghurt ist sehr schnell leer und man hat das Gefühl, dass der Kaffee nur ungern nachgeschenkt wird – ab  der dritten Tasse gibt es nur noch halbe Tassen und auch schon mal einen Spruch zu hören. Aber alle werden satt und wir starten wie immer pünktlich.

Durch den Schnee und den Durchzug einer Kuhherde sind die Wege extrem aufgeweicht und matschig. Zum Glück bleiben wir ungefähr auf gleicher Höhe. Trotz Handschuhen frieren bei manchen die Fingerspitzen zu Beginn der Etappe ein.

Die herausforderndste Stelle ist die Überquerung eines Baches, der teilweise von einem alten Schneefeld bedeckt ist. Der Tritt auf der anderen Seite ist hoch.

Im Restaurant der Bergstation der Rüfikopfbahn kehren wir ein und wärmen uns bei einem heißen Getränk auf. Anschließend fahren wir dann gemeinsam mit zwei anderen Wandergruppen ins Tal. Zusammen sirn wir eine Gruppe von 19 Personen – laut Internet gilt ab 15 Personen der Gruppentarif. Leider hat die Kassiererin an der Talstation eine falsche Information von ihrem Chef bekommen, nach der der Gruppentarif erst ab 20 Personen gelten würde. So zahlt jeder 1,50 € zuviel. Was solls! Hauptsache alle kommen gesund von der Hüttentour in Lech an.
Von dort aus geht es mit dem Landbus mit einmal Umsteigen zurück zum Gasthof „Spullersee“.

Um 18.30 Uhr treffen wir uns zum gemeinsamen Abendessen im Übernachtungshotel und freuen uns über die wirklich schöne, von Reinhard Kockmann sehr gut geplante Tour, ohne Verluste und mit tollem Wetter an den richtigen Tagen.

Zur Hüttenruhezeit werden wir immer müder und stiller und gehen früh zu Bett.

In Matsch und Schnee auf dem Weg zur Rüfikopf-Seilbahn

Samstag, 07.09.2019, Rückreise

Um 8.00 Uhr sind wir zum gemeinsamen Frühstück verabredet.

Während wir frühstücken fällt auf, dass plötzlich einige Leute mit Fotoapparaten auf der Straße stehen. Es ist ein Almabtrieb: kurze Zeit später trabt eine ganze Herde Kühe hektisch und von mehreren Burschen mit Stöcken in Schach gehalten – durch Polizei und Trecker mit Anhängern eskortiert – vor unserer Unterkunft vorbei. Was für ein Abschluss!

Der Abschied von den Mitwanderern kommt dann irgendwie doch plötzlich und nicht jeder kann sich von jedem verabschieden.

Die Zugreisenden reisen ab Langen am Arlberg in einem gemeinsamen Zug ab und teilen sich später auf. Die beiden PKW machen sich in gleicher Konstellation auf die Heimreise.

Die Rückfahrt verläuft sehr zähflüssig mit vielen kleinen Staus, aber wir kommen heile und gut gelaunt mit vielen schönen Erfahrungen am Abend in Paderborn an.

Wir waren eine tolle Gruppe.

Gruppenbild vor der Freiburger Hütte: (hinten v.l.) Martin Teckentrup, Ulrike Trexler, Ralf Josephs, Reinhard Greiner, Klaus Drescher, Viktoria Rosenberg; (vorne v.l.) Ulrike Schröder-Menke, Josef Leifeld, Margit Köchling, Reinhard Kockmann.

Text: Ulrike Schröder-Menke / Reinhard Kockmann
Fotos: Reinhard Kockmann

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