Zehn in der Todeszone

Bei der Anreise zur Talstation der Triftbahn in der Schweiz (unserem ersten DAV Alpen Event) am 03.08.2014 hatte ich meiner Tochter (15) noch versichert, „der Boss“ (Martina) ist perfekt und die beiden (Martina und Dirk) kennen hier mit Sicherheit jeden Stein. Dann kam Martina mit halben Schuhen und beide waren zum allerersten Mal in der Gegend.

Aber Spaß beiseite. Wir (zehn) haben uns pünktlich, gut gelaunt und (bis auf Martinas Laschen) vollständig ausgerüstet getroffen, um zeitig mit der spannenden Triftbahn (längs einer tiefen Schlucht) zur Bergstation zu kommen.

Von dort ging es weiter auf nettem Steig zur langen, hohen und schmalen Trift(-hänge-)Brücke. Der Abschnitt von der Brücke (alle kamen rüber) zur Hütte (nicht mehr rot, sondern blau markiert) war dann (bei immer weniger Sicht) schmaler, ausgesetzter und abwechslungsreicher (Leitern, Flüsse, ein unterspültes Schneefeld und mehrere kettenversicherte Felspassagen).

Oben angekommen, erwartete uns eine kleine, lauschige, familiär geführte Hütte mit guter Küche und bester Aussicht auf Gipfel, Gletscher, Triftsee und -brücke sowie den Sonnenuntergang in der Richtung, aus der tagsüber immer das Wetter kam.

Wir haben dann an den folgenden sechs Tagen bei gutem bis ordentlichem Wetter die (breiten) Grundlagen für zukünftige (noch größere) Taten gelegt (Steigeisen, Eispickel, Seilschaft, Spaltenbergung, Blankeis, Schneefelder, Firn, wegloses Gelände, Orientierung, Routenplanung usw.). Hierbei hatten wir auch noch eine Menge Spaß und zwei pädagogisch, menschlich, fachlich und konditionell uneingeschränkt empfehlenswerte Ausbilder. Höhepunkt war das Steinhüshorn mit 3.121 m und (bei Sonnenschein) ganz viel Aussicht auf viele andere Ziele. Bei dieser Tour haben wir dann auch die o. g. (von einem Mitstreiter bei der Routenplanung so prägnant getaufte) Gletscher-Todes-Spalten-Zone zweimal ohne Verluste durchquert.

Zu allem anderen haben uns Martina und Dirk schließlich beigebracht, dass man mit Tape (und dem Erste-Hilfe-Paket) fast alles reparieren (auch Schuhe komplettieren) kann und uns mit immer (anfänglich!) fehlender Ortskenntnis sogar das nette Gefühl vermittelt, die Umgebung der Hütte gemeinsam zu entdecken, einzuschätzen und zu erobern.

Derweil wurde das Hüttenleben durch einen pendelnden Fuchs, zwei Diavorträge (Nepal und Alaska) sowie einen Alphornbläser ergänzt.

Ich hätte nicht gedacht, dass einer 15-Jährigen sechs anstrengende Tage ohne TV, Laptop, Smartphone, Freundinnen und warmes Wasser so viel Spaß machen können. Für diese runde Sache ein dickes Lob und nochmals vielen Dank an Martina und Dirk von Jürgen, Sven, Arnulf, Markus, Simone, Tobi, Reka und Gerd.

(Gerd Honsdorf)

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