Kooperationsveranstaltung der Sektionen Bocholt und Paderborn des Deutschen Alpenvereins
Tourleitung: Martina Vögele, Oliver Holz
Teilnehmer: Thomas Böhme, Norbert Dören, Jörg Flamme, Benedikt Kaiser, Ulf Mensing, Frank Rosin, Andreas Schulte, Stefan Vögele
Sonntag, 06.07.2014
Der Start der Klettersteig-Tour in der Brenta in den Dolomiten in Norditalien und in der Gardasee-Region begann im Grunde schon am Vortag mit der Anreise aller Teilnehmer, die sich in verschiedenen Fahrgemeinschaften organisiert und die Nacht von Samstag auf Sonntag schon irgendwo in der kleineren oder auch größeren Umgebung der Brentner Dolomiten übernachtet hatten.
Das Treffen fand an diesem Sonntag an der Talstation der Groste Seilbahn (Funivia Groste) nahe des besonders bei Wintersportlern bekannten Touristenortes Madonna di Campiglio statt. Offiziell war das Treffen für 13:00 Uhr angesetzt, aber alle 8 Teilnehmer plus unsere beiden Gruppenführer Martina und Oli fanden sich schon gegen 11:30 Uhr dort ein.
Nach einer ersten Begrüßung und Verteilung der ein oder anderen Ausrüstung (z. B. Biwak-Schlafsäcke oder Erste-Hilfe-Sets) wanderten wir um 12:20 Uhr bei trockenem Wetter los und erreichten die Graffer-Hütte (Rifugio Giorgio Graffer, 2261 m) um 15:00 Uhr.
Hier hatten wir nun für den Rest des Tages Zeit, uns schonmal an die Höhenluft zu gewöhnen und vor allen Dingen den Worten von Martina und Ulli zu lauschen, die uns einige Dinge zum Ablauf der Tour und zu unserer Ausrüstung erklärten. So probierten wir am Nachmittag unsere Klettersteig-Sets an und testeten die Steigeisen an unseren Wanderschuhen.
Zum Abendessen erfuhren wir, dass die Italiener die Angewohnheit haben, eine üppige Pasta-Vorspeise vor dem Hauptgang zu servieren. So beinhaltete die Halbpension in der Hütte als Vorspeise wahlweise Lasagne oder Spaghetti und als Hauptspeise gabs eine satte andere Speise (z. B. Hamburger oder Schnitzel), abgerundet von einem Nachtisch.
Abends saßen wir bei herrlichem Sonnenschein noch bis etwa 21 Uhr draußen (hier gabs schon am 1. Tag der Tour die ersten Sonnenbrand-Opfer…) und bis zur Hüttenruhe um 22 Uhr noch ein bisschen in der Gaststube.
Die Übernachtung in der Graffer-Hütte war für eine Alpenhütte sehr luxuriös, da wir richtige Zimmer zugeteilt bekamen (2er und 4er Zimmer).
Montag, 07.07.2014
Raus aus den Federn gings um 6:30 Uhr, frühstücken um 7:00 Uhr und Abmarsch war pünktlich um 8:00 Uhr.
Das 1. Ziel war ein Gipfel namens Cima del Grostè (2898 m), der jedoch sehr beschwerlich zu erreichen war. Es lag nämlich wesentlich mehr Schnee auf den Wegen als erwartet. Aber wir waren mit Steigeisen (für den Schnee) und Fernglas (für die Orientierung) gut ausgestattet, nur der Zeitplan geriet einigermaßen durcheinander.
Für uns alle war es aber ein spannendes und interessantes Unterfangen, beispielsweise bei den von Martina und Ulli professionell durchgeführten Seilsicherungen, durch die wir einige Schnee- und Höhen-Hindernisse perfekt überwinden und nebenbei die Knotenkunde des Vortages am eigenen Leibe in die Praxis umsetzen konnten.
Auf dem Groste-Gipfel (Ankunft ca. 13:00 Uhr) hatten wir bei einer kurzen Mittagspause Ausblick auf unseren geplanten weiteren Verlauf über den Klettersteig Benini, sahen von dort aus aber, dass die Drahtsicherungen teilweise unter massivem Schnee lagen. Da auch schon die Zeit zu diesem Zeitpunkt weit fortgeschritten war und uns bei der Begehung des Klettersteigs eben weitere Schnee-Hindernisse mit notwendigen aufwendigen Seilsicherungen drohten, entschlossen wir uns zur Rückkehr bzw. für den Weg zur nächsten Hütte für eine normalen, klettersteigfreien Weg.
Die Tuckett-Hütte (Rifugio Tuckett, 2272 m) erreichten wir recht erschöpft von den Wetterstrapazen des Tages um 17:30 Uhr und konnten uns erstmal frisch machen und die Zimmer beziehen. Zu Abend aßen wir um 18:50 Uhr, tranken gemütlich, unterhielten uns und spielten Karten (Doppelkopf). Die Hüttenruhe war wieder um 22:00 Uhr, diesmal in einem 8-Mann-Lager. Glücklicherweise gabs keine echten Schnarcher in dieser Nacht.
Dienstag, 08.07.2014
War der Tourenstart am Montag noch von recht trockenem Wetter begleitet (nur zwischendurch ein paar kurze Nieselschauer), gabs am heutigen Dienstag Regen den ganzen Tag lang.
Wir hatten am frühen Morgen sogar erst noch etwas gewartet, da es um 8:00 Uhr sehr stark regnete. Beim Start um 10:00 Uhr war es dann nur noch am nieseln, aber dabei blieb es nicht. Zwischendurch schauerte es ordentlich, unsere Regenkleidung wurde arg in Anspruch genommen.
Zum Glück gabs an diesem Tag auf dem Plan keine Hindernisse wie am Vortag, wir kamen trotz des ein oder anderen leichten Schneefelds sehr gut durch und machten heute unseren ersten Klettersteig, den Sentiero Sosat. Der Einstieg war am Morgen von der Tuckett-Hütte aus schon zu sehen, die erste Stahlleiter erreichten wir so auch schon nach 30 bis 40 Minuten, also gegen 10:40 Uhr.
Alles verlief super, bis auf den anhaltenden Regen. Ziemlich nass und geschafft kamen wir um 14:45 Uhr an der Alimonta-Hütte (Rifugio Alimonta, 2580 m) an. Hier war als erstes der Trockenraum sehr gefragt, danach wurde teilweise geduscht und wir bezogen unser Bettenlager (Etagenbetten). Passend zur Uhrzeit gönnten wir uns nun erstmal ein leckeres Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee oder Tee. Abendessen gabs um 18:10 Uhr, diesmal mit Mega-Portionen (Es hätte fast bei jedem schon die großzügige Vorspeise gereicht).
Beim Zusammensitzen und Hinausblicken aus den Fenstern trauten wir unseren Augen nicht – es setzte doch tatsächlich ein starker Schneefall ein. Und da auch der Hüttenwirt die schlechten Wettervorhersagen für Mittwoch und Donnerstag bestätigte, blieb uns nun nichts anderes übrig, unsere Brenta-Tour umzuplanen.
Martina und Oli schlugen vor, am nächsten Morgen abzusteigen und mit unseren Autos zum nahen Gardasee zu fahren, wo die Wetterlage besser würde und man dort in den nächsten Tagen schöne Tagestouren zu einzelnen Klettersteigen machen könne. Dies war ein guter Vorschlag und eine Alternative gab es im Grunde auch garnicht.
Aber es gab auch noch gute Nachrichten an diesem Abend – nach dem Abendessen bekamen wir vom italienischen Hüttenwirt das Okay fürs Fußballgucken des WM-Halbfinals zwischen Deutschland und Brasilien. Hierzu stellte die Hüttenfamilie ihren kleinen Fernseher zur Verfügung, erweiterte die Hüttenruhe (Anstoß war erst um 22 Uhr) und servierte uns obendrein noch leckere Pizzabrötchen! So sieht Gastfreundlichkeit aus, und wir genossen das bei kühlem Bier und vielen, sogar sehr vielen deutschen Toren. Mit einem sage und schreibe 7:1-Endstand für Deutschland sahen wir ein wahrlich historisches WM-Halbfinale und den Einzug des deutschen Teams ins Endspiel der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien. Unbeschreiblich!
Bier- und freudetrunkend wurde es danach aufgrund der späten Stunde aber auch Zeit, zu Bett zu gehen (gegen Mitternacht).
Mittwoch, 09.07.2014
Bei herrlich weißer Pracht draußen starteten wir um 8:00 Uhr mit dem Abstieg und unserem Abschied von dem Brenta-Gebirge in den Alpen.
Die ersten paar Hundert Höhenmeter wurden dann etwas rutschig, aber wir schlenderten gekonnt durch den hohen Neuschnee. Ab etwa 2.300 Höhenmeter (hm) wurde es zusehend trockener auf dem Boden und im Tal war das Wetter dann sogar richtig gut.
Nach über 1.200 hm Abstieg erreichten wir um 11 Uhr das Tal und fuhren mit einem öffentlichen Bus zu unseren Autos zur Groste Seilbahn. Von dort standen nun noch etwa 70 km Autofahrt in den Ort Arco nahe des Gardasees auf dem Programm. Diesen erreichten wir um ca. 13 Uhr.
Während unsere Tourenleiter eine Unterkunft suchen mussten, genehmigten wir uns in der Fußgängerzone von Arco erstmal ein leckeres Eis oder einen anderen kleinen Snack.
Die Hotelsuche folgte aber sehr schnell, Martina und Oli kennen die Region von früheren Besuchen recht gut und kamen schon ca. 45 min später zu uns und verkündeten, dass sie ein gutes und preisgünstiges Hotel gefunden hatte, das Hotel „Garden“.
Bevor wir das Hotel bezogen, fuhren wir einen nahe gelegenen Klettersteig namens „Ferrata Rio Sallagoni“ an, der innerhalb von 10 min mit den Autos erreichbar war und dessen Zustieg zu Fuß nur weitere 15 min entfernt lag. Es war ein sehr schöner, kurzer, etwa 75minütiger Klettersteig in einem Regenwald-Ambiente (Stufen B/C, mit 2 kurzen Seil-Brücken-Passagen), den man an diesem Tag sehr gut mitnehmen konnte.
Nach weiteren 30 min Rückweg zu den Autos kamen wir gegen 16:15 Uhr an unserem Hotel an. Hier duschten wir und ruhten uns aus. Um 18:00 Uhr trafen wir uns fürs Abendessen und schlenderten entlang der schroffen Gebirgswände von Arco nahe unseres Hotels zu einer Pizzeria, wo wir die italienische Pizza- und Tiramisu-Kunst erfahren durften. Sehr lecker!
Um 21 Uhr gingen einige von uns noch in die nahe Innenstadt zum Fußballgucken in einem Biergarten (WM-Halbfinale Holland gegen Argentinien). Das Spiel war aber dermaßen langweilig, dass die allermeisten bereits zur 2. Halbzeit in ihren Hotelzimmern verschwanden.
Donnerstag, 10.07.2014
Heute brachen wir um 9 Uhr mit unseren Autos zum Klettersteig „Via Ferrata Rino Pisetta“ auf, der etwa 20 min Autofahrt von Arco nahe des Örtchens Sarche liegt.
Nach einem Wander-Anstieg von 75 Minuten durch einen Wald erreichten wir den Zustieg. Hier standen wir schon in einer kleinen Warteschlange; eine Gruppe von 5-6 Personen befand sich gerade auch dort.
Nach kurzer Wartepause gings dann atemberaubend los. Schon der Einstieg dieses Klettersteigs war mit der höchsten Schwierigkeitsstufe E ausgezeichnet, und auch weitere Passagen waren nicht minder kraftraubend. Es war für uns alle eine sehr lohnenswerte Erfahrung; bis auf unsere Tourenleiter waren wohl die allerwenigsten von uns schon in einem solch anspruchsvollen Klettersteig unterwegs. Der „Rino Pisetta“, so erfuhren wir zum Glück erst hinterher aus einem Buch, wird als schwierigster Klettersteig in der Region rund um den Gardasees bezeichnet.
Es war eine ordentliche Herausforderung für uns, aber wir meisterten sie sehr gut und wurden bei schönem Wetter mit eindrucksvollen Ausblicken in luftiger Höhe belohnt.
Die reine Steig-Begehung dauerte 2,5 bis 3 Stunden, ehe wir am Gipfel des Dain Picol (971 m) angekommen waren und dort erstmal verschnaufen und eine schöne etwa 30minütige Pause machen konnten.
Nach dem Abstieg runter zurück ins Tal (ca. 1,5 Std.) machten wir noch an einem kleinen See namens Lago di Toblino halt und tranken dort ein paar Bierchen. So waren wir erst um ca. 17:15 Uhr wieder am Hotel, wo die einen es sich bei bestem Sonnenschein auf der Terrasse mit weiteren kühlen Getränken gut gehen ließen und andere sich in den Zimmern erholten.
Da wir alle keine große Eile hatten, zog sich das Sammeln und gemeinsam in die Stadt gehen an diesem Tag ziemlich lange. Erst um 19:45 Uhr traf man sich in einem schönen Restaurant in der Innenstadt von Arco. Hier wurde vorzüglich gegessen (u. a. feinste Muscheln) und getrunken. Auf dem Heimweg gabs dann an einer der exzellenten Eisdielen noch ein leckeres Eis auf die Hand und auf der Hotelterrasse zum Schluss noch ein verdientes Feierabendbier. So endete dieser Sommerabend für die meisten erst um kurz vor Mitternacht.
Freitag, 11.07.2014
Heute standen im Gegensatz zum Vortag eine Reihe recht harmloser und unspektakulärer Klettersteige an. Wir fuhren um 8:30 Uhr los nach Riva del Garda am Gardasee, wo wir in dem Örtchen Biacesa del Ledro parkten.
Von dort betrug die Zeit bis zum Zustieg des 1. Klettersteigs nur 45 min und neben den reinen Kletterpassagen der Schwierigkeitsstufen A und B gab es heute immer wieder längere Wanderpassagen durchs Grüne. Das Wetter spielte aber wieder mit, so dass wir den Ausblick auf den Gardasee entspannt genießen konnten.
Mit dem Klettersteig „Ferrata Fausto Susatti“ ging es los; wir erreichten danach den Gipfel „Cima Capi“ (909 m). Es folgte der „Ferrata Mario Foletti“ und im Anschluss an einer Schutzhütte eine kleine Mittagspause.
Danach nahmen wir den historisch geprägten Steig „Sentiero dei Camminamenti“ mit, der alte Kriegsstellungen und Kriegsstollen aus dem 1. Weltkrieg beinhaltete, ehe wir gegen 13:30 Uhr den Gipfel namens „Cima Rocka“ (1.089 m) erklommen.
Auf dem Abstieg passierten wir noch den kurzen Klettersteig „Sentiero delle Laste“. Der Abstieg ins Tal war ziemlich lästig, da er zum Schluss über geteerte Wege führte. Nach 1 Stunde war es aber geschafft – wir erreichten unsere Autos und fuhren nach Rieva del Garda direkt an den Gardasee. Hier ruhten wir ausgiebig aus – die einen vergnügten sich im kühlen Wasser des Sees, die anderen genossen ein paar Kugeln Eis oder das ein oder andere kühle Getränk in den Außen-Cafés.
Gegen 17:00 Uhr waren wir wieder im Hotel und ziemlich platt vom vielen Wandern, aber vor allem von der heute sehr großen Hitze. Um 19:00 Uhr trafen wir uns zum Essen und schlenderten gemeinsam zur benachbarten Pizzeria, in der wir am Mittwoch schon gespeist hatten. Auch heute ließen wir uns die original italienischen Pizzen wieder sehr gut schmecken.
Hinterher gingen einige von uns noch auf ein leckeres Eis in die Innenstadt von Arco. Es war ein schöner Ausklang für diesen letzten Abend einer schönen Wanderwoche in Norditalien.
Samstag, 12.07.2014
Der Tag der Abreise begann um 7:00 Uhr mit dem Frühstück. Um 8:00 Uhr hatten wir alle ausgecheckt und fuhren gemeinsam in Richtung Heimat.
Wir hatten uns für diesen Morgen aber noch einen schönen Abschluss-Klettersteig ausgesucht, der quasi auf dem Nachhauseweg lag – dem „Via attrezzata Monte Albano“, der vom Ort Mori aus erreichbar ist.
Nach ungefähr 30 min. Fahrt erreichten wir Mori und parkten ortszentral. Der Zustieg zu dem Steig war nach 15 min. schnell erreicht und es ging mit der Schwierigkeitsstufe C gleich ambitioniert los. Insgesamt war der Klettersteig trotz auch einiger D-Stellen aber sehr gut machbar – was aber vielleicht auch an unserem guten „Training“ der letzten Tage lag.
Und so wurde es zum Abschluss des Urlaubs nochmal eine richtig schöne Kletterei mit wunderschönen Ausblicken, die obendrein vom anhaltend super Sommerwetter begleitet wurde.
Pünktlich zur Mittagszeit waren wir wieder im Tal bei unseren Autos. Nun hieß es Abschied nehmen, aber alle Teilnehmer waren sich einig, dass dieser Urlaub nicht der letzte gemeinsame Kletterurlaub gewesen sein sollte. So schmiedeten die ersten Kletterverrückten bereits auf der Rückfahrt die ersten Pläne für eine nächste Tour.
Zum Abschluss sei noch einmal ein großes Lob an unsere Tourenführer Martina und Oli ausgesprochen, die aufgrund der Wetterkapriolen in den schneebedeckten Bergen der Brenta mit der notwendig gewordenen Tourenverlegung in die Gardasee-Region alles richtig gemacht haben und allen Teilnehmern eine wunderschöne Klettersteig-Woche bescherten haben.
(Frank Rosin, Bad Wünnenberg)