Brenta „reloaded 2.0“ – Nur 5 kamen durch

0. Tag / 01.08.2015  San Lorenz di Banale.

7 tapfere Reckinnen ( sorry, Gender ! ) & Recken dr Sektion Pb, bereits strategisch über wesentliche Klettergebiete unseres Kontinentes verteilt (Adamello / Tofana / Ith…) zieht es magisch ins genannte Örtchen. Nein, nicht das unschlagbar leckere Roastbeef an Rosmarin y Oleo im Castelli Mani ist schuld – Martina & Dirk haben ihr Versprechen eingehalten, die Brenta-Wintertour aus Juli 2014! zu wiederholen. Andreas, Norbert + Thomas sind wieder mit von der Partie, Gerd + Peter wollen mal die von uns erzählten Geschichten vom WM Halbfinale gegen Brasilien aus der Alimontahütte überprüfen…

1. Tag Parkplatz Dolomiti – Rif. Cacciatore – Rif. 12 Apostoli (2.487 m)

Die Brenta hat Wort gehalten: obwohl es nachts noch wie aus Eimern schüttet, gibt`s ab 1000 blauen Himmel + Haufenwolken. Die ersten 1.000 Höhenmeter überwinden wir spielend, da tatsächlich 11 Leute + 45 L Rucksäcke in 1 Transportjeep passen & dieser selbst 45° Steigungen auf Wanderwegen, Kategorie wegloser Schluchtensteig hochbrettert. Nur unsere Jungs auf der Rückbank neigen kurz zu Schnappatmung, als unser gastfreundlicher Fahrer in kiesiger Spitzkehre mit der Hinterachse bis übers. Wasser zurücksetzt… während er telefonisch die nächste Fuhre klarmacht!

Am Abwurfplatz dann ein schöner, typischer Brentatag zum Eingehen: ein Schauer, der uns sofort ins Rif. Cacciatore treibt, danach, während wir allmählich Höhe gewinnen,  Almschafe, Yaks + ihr Wachpferd (!?!), sowie ein schöner A – B Steig ( Dellago ) zum Rif. 12 Apostoli, dem Nachtquartier. Der Wirt hegt ein eindrucksvolles Mausoleum. Eine große Kaverne, der Eingang über Bänder unter einem riesigen Felskreuz als Teilung hindurch. Von dort reicht der Blick bis weit in die Täler der Brenta und hinüber zur Cima Tosa. Alle Wände im Innern jedoch sind bedeckt von hunderten Gedenktäfelchen für viele in den Bergen umgekommene Sportler. Die Fotos zeigen großteils junge Gesichter von 16- 30 Jahren….

2. Tag Martinazzi + Ideale-Steig, Rif. Brentei (2.175  m)

Aufstehen 06.30 macht nix… das Wetter wird noch besser! Heute geht`s tiefer ins Herz der Brenta, zwar „ nur 4 St. Gehzeit „, aber bis auf 2.884 m + ein steiles  Firneisfeld will auch noch gequert werden. Trotzdem geht`s mit Dirk vorab noch auf den Hausdaumen „Dodici Apostoli „, 2.697 m, ordentliche, freie Bockkletterei mit herrlicher Rundsicht. Unser Firnfeld am Nachmittag entpuppt sich als im Zentrum grün ausgeapertes Eisfeld auf dem oberflächlich + unterirdisch die Bächlein rauschen. Gerade für unsere Eisneulinge ein beeindruckendes Gefühl beim Queren! Glücklich am Rif. Brentei eingetroffen, haben wir`s nach 6- 7 St. „netto“ doch alle ordentlich in den Beinen.

3. Tag Sosatsteig – Rif. Tucket – Rif. Graffer ( 2.163 m)

Unglaublich : noch besseres Wetter ! Rif Graffer war der Ausgangspunkt unsrer 2014er Tour. Der Steig dorthin ist Freude pur: gut gesichert, ausreichend Tritte + Griffe neben dem Drahtseilen, wenn`s ordentlich rauf & runter geht beim Schluchtenqueren. Den Berner Sennhund der Hütte gibt`s noch, allerdings mit 1-jährigem Nachwuchs, der mit meinem Handgelenk im Maul um die Hütte toben will.  Pünktlich zum Sonnenuntergang tauchen noch 3 Mädchen auf Pferden auf, checken im Windschutz der Seilbahnstation mit ihren Kuppelzelten ein & kriegen per Jeep noch einen Heuballen vorbeigebracht – italienische Gastfreundschaft!

4. Tag wir wollen bei stahlblauem Himmel wie im Vorjahr über den Cima Groste ( 2.998 m) + Beninisteig

zum Rif. Tucket. Martina fährt jedoch vorab zu Tale & mir bleibt im Anstieg dank dickem Hals die Luft weg, sodass ich alternativ zum Rif. Tucket quere. Die anderen 5 packens an & wir treffen uns via Tucketscharte ( 2.649 m) zum zünftigen, abendlichen Abschiedsessen, da ich am Do. ( leider !) nach Hause muss…und deshalb ist dies ab jetzt auch die Geschichte  von Peter und den tapferen vier:

5. Tag Sentiero attrezzato della Bocchette Alte zum Rifugio Alimonta

Vom Rifugio Tucket ging es dann also nach einem dürftigen italienischen Frühstück das Schneefeld zur Tucketscharte wieder hoch, diesmal mit Steigeisen, weil über Nacht doch etwas härter geworden. Dann Einstieg in den Sentiero attrezzato della Bocchette alta zum Rifugio Alimonta. Unglaublich schön, wahnsinnige Tiefblicke und wie üblich lange Leitern. An diesem Tag hatten wir das schlechteste Wetter der Tour: Ca. 1,5 Stunden Wolken. Wirklich übel im Vergleich zu dem Kaiserwetter, das wir inzwischen gewohnt waren. Das Rifugio Alimonta ist mit 2597m das höchste der Tour, schön gelegen in einem imposanten Hochkessel mit plattem Boden umringt von grandiosen Gipfeln. Bei Ankunft hatte die Hütte ein wenig Freibad-Atmosphäre bei den vielen Sonnenanbetern, die sich auf dem Hochplateau aalten. Abends kurz vor Hüttenruhe noch ein toller Sternenhimmel und dann ins Bett, dieses Mal mit italienischem Fremdschnarcher.

6. Tag: Heute stand der Brentaweg überhaupt an, der Via ferrata della Bocchette centrali.

Nach wie üblich kernigem Anstieg ging es über den bekanntesten und wirklich imposanten Weg, an ausgesetzten Stellen teilweise mit Brettern gesichert, an der Giuglia vorbei. Der Campanile Basso als bekanntester Klettergipfel der Brenta wurde ostseits umrundet, die Giugliascharte zeigte sich harmlos und nahezu schneefrei. An beiden Seiten konnten wir diverse Klettergruppen beobachten, die in der imposanten Wand quasi verschwanden. Nach Ankunft am Rifugio Pedrotti zog abends der Himmel etwas zu und nächtens gab es ein lautstarkes Gebirgsgewitter.

7. Tag: Über die Via Ferrata Brentai

ging es nochmal über schmale Bänder entlang an tiefen Abgründen langsam aber sicher hinab. Zum Abschluss überquerten wir noch einige tiefe aber schmale Gletscherspalten und warfen einen Blick in den Gletschermund  um dann zum Rifugio Agostini und dann nach kurzer Pause zum Rifugio Al Cacciatore zu gelangen. Hier war glücklicherweise schon der Jeepfahrer vor Ort, der uns spontan und seeeeehr zügig wieder zum Ausgangspunkt brachte. Eine unglaublich eindrucksreiche Woche  mit grandiosen Wegen, Spitzenwetter und einer Super-Gruppe und Top-Fachübungsleitern ging zu Ende. Und alle waren sich einig: Hier waren wir nicht das letzte Mal!

Vielen Dank an alle Beteiligten für diese tolle Zeit!

(Thomas Böhme & Peter Schneider)

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